Sowohl beruflich als auch privat stehe ich gelegentlich vor der Aufgabe, Webseiten auf deren Zugänglichkeit für behinderte Menschen zu testen. Dabei dreht es sich hauptsächlich – aber nicht ausschließlich – um die Einhaltung der Richtlinien der WCAG und der BITV.
Für einen ausführlichen manuellen Test verwende ich dabei den BITV-Selbsttest des BIK-Projektes. Mit seinem exzellenten Verzeichnis der Prüfschritte wird man Schritt für Schritt durch den Test geführt und angeleitet. Auf diese Weise lässt sich ein sehr ausführliches und je nach persönlicher Erfahrung des Testenden auch stichhaltiges Ergebnis erzielen.
Die persönliche Erfahrung habe ich an dieser Stelle mit erwähnt, da ein solcher Test immer auch subjektive Elemente beinhaltet. Wann ist z.B. die textuelle Beschreibung eines Bildes „sinnvoll“? Welche anderssprachigen Wörter müssen als solche gekennzeichnet werden? Ist ein Linktext aussagekräftig oder nicht? Der BITV-Test unterstützt einen bei der Beantwortung dieser Fragen ausgezeichnet und erläutert z.B. für jedes Kriterium, was genau getestet wird, warum es getestet wird und wie getestet wird.
Als große Hilfe bei der Durchführung eines solchen Tests haben sich auch Online-Testverfahren bzw. Web Accessibility Tools erwiesen. Inzwischen gibt es eine so große Vielfalt davon, dass sich für jeden Geschmack und jedes Kriterium das passende Werkzeug finden lässt. Mein Favorit ist derzeit das Truwex Web Accessibility Testing Tool. Nicht nur lassen sich alle WCAG 1.0 und Section 508 – Kriterien testen, sondern auch Sicherheitsaspekte (z.B. Test auf Third-Party-Cookies) sowie die generelle Qualität der Webseite (z.B. Metainformationen, ungültige Links oder Scriptfehler) werden überprüft. Außerdem ist dieser Test einer der wenigen, mit dem explizit auch die BITV-Kriterien getestet werden können. Der eigentlich Clou ist für mich aber die Auswertung. Die Liste mit gefundenen Fehlern ist übersichtlich und beschreibt sehr gut, warum es sich um einen Fehler handelt . Einzig die Angabe der entsprechenden Zeile im Seitenquelltext würde ich mir hier noch wünschen. Dafür steht allerdings die sogenannte „Map“ zur Verfügung. Dabei wird die getestete Seite zusammen mit der Fehlerliste dargestellt und jeder Fehler mit einem Pfeil markiert.
Ein ebenfalls sehr bekannter Online-Test ist das Cynthia Portal von HiSoftware – die Firma wird dem ein oder anderen vielleicht durch das Accessibility Kit for Sharepoint bekannt vorkommen. Der Test umfasst die WCAG 1.0 sowie die Section 508. Die Auswertung ist schlicht, aber im großen und ganzen übersichtlich. Für jeden gefundenen Fehler wird die entsprechende Zeile im Quelltext angezeigt. Ergänzende Erläuterungen oder Hinweise fehlen hier leider, man erählt einfach eine Liste mit allen zu beanstandenden Inhalten.
Eines der wenigen Tools, die bereits auf WCAG 2.0 – Kriterien testen, ist der ATRC Web Accessibility Checker. Die Auswertung ist zwar ebenfalls eher schlicht, aber zweckdienlich. Bei Fehlern werden sowohl die entsprechende Zeile im Quelltext angegeben als auch der passende Abschnitt dargestellt. Zudem wird – wo möglich – ein Vorschlag gemacht, wie das Problem zu beheben ist.
Ein weiteres hilfreiches Tool ist das bereits vor einigen Monaten vorgestellte Bookmarklet YAML Debug. Es testet auf fehlende bzw. leere Alt – Attribute und auf die Verwendung von Inline Styles. Außerdem stellt es die semantische- sowie die Layoutstruktur der Seite dar. Gerade für den Test der eigenen Seite ein wunderbares Tool, vergleichbar auch mit dem Quick Accessibility Page Tester.
Ursprünglich wollte ich an dieser Stelle noch auf Tools zur Analyse von Farbkontrasten eingehen, aber aufgrund der Länge des Artikels gliedere ich das einfach mal in einen extra Beitrag aus.