Nachdem ich mich auf der Cebit mit Dietmar Schmidt über Liferay und den Sinn der mitgelieferten Portlets unterhalten konnte, ist es an der Zeit hier einige davon vorzustellen. Zunächst sei jedoch gesagt, dass die Standardportlets nicht viel mehr als eine Art Demo-Platzhalter sind und dementsprechend auch keinen Anspruch auf „ausgereifte“ Funktionalität erheben. Sinngemäß sollte die eigentliche Funktionalität eines Portals aus den Portlets externer Quellen kommen, die durch das Portal eine einheitlich Oberfläche erhalten. Trotzdem werden bei Liferay zahlreiche Portlets mitgeliefert – was aus Marketingsicht natürlich verständlich ist. Meiner Erfahrung nach weckt dieser Umstand aber häufig den Eindruck, dass sich mit einem Standard-Liferay ein unternehmenstaugliches Portal aufbauen lässt. Da muss man eigentlich widersprechen: es lassen sich zwar ansehnliche und auch benutzbare Portale „out of the box“ erstellen, aber wirklich firmentauglich wird so ein Portal weder aus funktionaler noch aus technischer Sicht.
Trotzdem möchte ich einige der Standardportlets ein wenig näher erläutern, um den Einstieg in Liferay etwas leichter zu gestalten.
Web Content
Der typische HTML-Platzhalter. Mit einem Rich-Text-Editor kann beliebiger HTML-Code angezeigt werden. Die Funktionalität reicht aus, um einfache Texte mit Grafiken zu erstellen, aber schon bei Tabellen wird es ganz schnell „hakelig“, wenn z.B. die Ausrichtung nicht richtig klappt oder die Tabelle nicht korrekt dargestellt wird. Positiv: ein Web Content Portlet kann mit einem Anfangs- und Verfallsdatum versehen werden, verschlagwortet werden, kategorisiert werden und ist mit einem einfachen 4-Augen-Genehmigungsworkflow versehen.
RSS
Nichts zu beanstanden. Beliebig viele Feeds können eingebunden und zusammengefasst werden. Allerdings würde ich immer nur einen Feed pro Portlet empfehlen, da die Einstellungen (Titel anzeigen, Beschreibung anzeigen, Datum anzeigen usw.) für alle Feeds in diesem Portlet gelten und damit oft eine etwas unschöne Optik entsteht weil jeder Feed etwas anders aussieht.
Summary
Hat seltsamerweise eine Doppelfunktion: innerhalb einer öffentlichen Community zeigt es deren Namen und einen Link zum verlassen an. Innerhalb einer Benutzerseite (-community) zeigt es eine Übersicht über diesen Benutzer mit Name, Foto, Jobtitel und Tätigkeiten in Liferay an. Wichtig: das Summary-Portlet ist eine der wenigen Stellen in Liferay, an denen man andere Nutzer als Freund hinzufügen kann.
Freunde
Kann nur auf persönlichen Seiten eingebunden werden, und zeigt die Freunde dieses Benutzers an. Achtung, die Bedienung ist nicht ganz intuitiv: damit man mit jemandem befreundet ist, muss man diesem erstmal einen Freundesantrag schicken. Das funktioniert am besten, wenn der andere Nutzer ein Summary-Portlet auf seiner persönlichen Seite eingebunden hat. Auf dem Wall-Portlet geht es auch – ansonsten sind mir bisher noch keine Stellen aufgefallen. Jetzt kommt allerdings der Trick: damit der andere Nutzer sieht, dass ihn jemand als Freund hinzufügen möchte, muss er das Anträge-Portlet bei sich einbinden. Dort werden Freundesanfragen aufgelistet und können bestätigt werden. Na wenn das nicht mal intuitiv ist….
Anträge
Siehe Freunde-Webpart, wird benötigt um zu sehen wer einen als Freund hinzufügen möchte.
Wall
Eine Gästebuch, nur einzubinden auf persönlichen Seiten. Schlicht und funktional.
Blogs
Wichtiges Portlet, fügt einen Blog in die aktuelle Community ein. Die Funktionalität ist ausreichend um erfolgreich zu bloggen. Einträge können als RSS abonniert, bewertet und direkt in Social Bookmarking Tools aufgenommen werden. Der Haken kommt allerdings, wenn man mehrere Blogs innerhalb einer Community betreiben möchte. Theoretisch kann man zwar jeden Blog über die Konfiguration einem Bereich zuweisen, in welchem er gelten soll. In der Praxis führt das aber zu nicht nachvollziehbaren Vermischungen zwischen verschiedenen Blogs einer Community. Wer herausfindet, wie man verschiedene Blogs sauber konfiguriert, kann mir das gerne mitteilen.
Wiki
Sehr schlichte Funktionalität. Die Startseite kann zwar festgelegt werden, allerdings besteht außer seiteninternen Links keine Navigationsmöglichkeit. Text kann als kreolischer Markup und HTML eingegeben und anschließend wie im Web Content – Portlet kategorisiert und verschlagwortet werden. Genehmigungsworkflow gibts hier keinen.
Dokumentenbibliothek
Bis jetzt gute Erfahrungen damit gemacht. Durch Ordner strukturierbar, Dokumente werden versioniert gespeichert und können verschlagwortet werden. Einziges Manko: Dokumente können nicht ins Hauptverzeichnis der Bibliothek abgelegt werden sondern benötigen immer einen Ordner. Jede hochgeladene Datei kann in andere Formate umgewandelt werden (PDF, DOC, ODT) – allerdings nur, wenn diese Programme irgendwo installiert sind und Liferay entsprechend eingerichtet ist. Dank der Integration eines Sharepoint-Protokolls kann seit Version 5.2.1 direkt aus Microsoft Office auf die Dokumentenbibliothek zugegriffen werden. Eher ungewöhnlich: jede hochgeladene Datei kann bewertet und kommentiert werden.
Tag Navigation
Gute Idee, schlechte oder zumindest unverständliche Umsetzung. Die Tags werden in Kategorien angezeigt, also z.B. untergliedert nach Schlagworten für Dokumente, Wikiseiten, Blogeinträge usw. Prinzipiell eine prima Idee. Leider kann man nur zwischen „Alle Kategorien anzeigen“ oder eben nicht auswählen. Hier wäre eine einzelne Auswahl von Kategorien wesentlich hilfreicher gewesen. Eine weitere Unverständlichkeit ist die Anzeige der Suchergebnisse zu einem Schlagwort. Einzig wenn ein Wiki oder eine Wiki-Anzeige auf der gleichen Seite wie die Tag Navigation eingebunden ist, werden Ergebnisse angezeigt. Hat man z.B. eine Seite erstellt, auf der sich eine Dokumentenbibliothek + deren Anzeige sowie eine Tag Navigation befinden, werden zwar die Tags der Dokumentenbibliothek angezeigt – allerdings werden nach einem Klick auf ein Schlagwort keine Treffer angezeigt. Auch hier: wenn jemand herausfindet, wo da der Trick liegt (so es denn einen gibt), bin ich für Hinweise dankbar.
Nochmal ganz generell: Anmerkungen / Berichtigungen nehme ich jederzeit dankend entgegen. Ich lerne Liferay selbst erst kennen und bin noch kein Experte, von daher jederzeit für Anmerkungen offen.
[…] bereits in “Liferay Portlets” beschrieben, sind die Standardportlets von Liferay eher als eine Art Platzhalter zu […]